Unruhen in der Republik Kongo: Zuflucht bei der Heilsarmee

UPDATE 15. APRIL 2016

Über zehn Tage nach Beginn der Unruhen harren noch immer insgesamt 139 Familien in der Obhut der Heilsarmee an den Standorten Moungli, Mfilou, Loua und Buenza aus, wo sie mit dem Nötigsten versorgt werden. Kommandeur Onal Castor, der Leiter des Heilsarmee-Territoriums Kongo, berichtet, dass die Stimmung in Brazzaville derzeit angespannt aber ruhig sei und dass es eine starke Militär- und Polizeipräsenz gebe. Außerhalb der Hauptstadt, im Regierungsbezirk „Pool“, dauern die Kämpfe hingegen noch an, weshalb nach wie vor Menschen ihre Dörfer verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Kurz nach der Präsidentenwahl waren in der Nacht zum 4. April schwere Kämpfe zwischen bewaffneten Oppositionsanhängern und Regierungstruppen ausgebrochen. Tausende Menschen flohen vor der Gewalt aus den südlichen Teilen der Hauptstadt Brazzaville. Viele dieser Personen suchten Zuflucht bei der Heilsarmee, deren Kirchengelände sich im Zentrum Brazzavilles, im Stadtteil Moungali befindet.

Am Dienstag, den 5. April, befanden sich zeitweise bis zu 10.000 Geflohene auf dem umzäunten Heilsarmee-Grundstück und in dem Gemeindegebäude. Auch die dortigen Territorialleiter der Heilsarmee, Kommandeure Onal und Edmane Castor sowie viele weitere Heilssoldaten und Angehörige, sahen sich gezwungen, aufgrund der Unruhen in der Hauptstadt ihre Häuser zu verlassen. Die Leiter sprachen von unglaublichen und furchtbaren Zuständen.

Zusätzliche Notunterbringung für 1.200 Menschen eingerichtet

Als erste Reaktion auf die Masse der Menschen schuf die Heilsarmee in Loua alternative Zufluchtsmöglichkeiten. In Loua, etwas außerhalb von Brazzaville, unterhält die Heilsarmee neben ihrer Gemeinde unter anderem eine Klinik und ein Heim für Mütter. Dort richtete sie nun behelfsmäßig Platz für 1.200 Personen ein. Das Internationale Hauptquartier der Heilsarmee (London) hat hierfür kurzfristig Hilfsgelder für Lebensmittel, Trinkwasser und weitere Hilfsgüter bereitgestellt. Am nächsten Tag suchten immer noch 4.000 Heilssoldaten und geflüchtete Bürger auf dem Heilsarmee-Gelände im Stadtzentrum Schutz.

Vereinbarte Waffenruhe entspannt die Situation in der Hauptstadt

Am Donnerstag, den 7. April, konnte zunächst eine Waffenruhe in Brazzaville vereinbart werden, nachdem mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen und zahlreiche Menschen verletzt worden waren. Daraufhin begannen die geflüchteten Menschen nach und nach die Heilsarmee-Zentren zu verlassen, um in ihre Häuser zurückzukehren.

Allerdings sind unterdessen weitere Unruhen in der umliegenden Region, dem "Pool Département", aufgeflammt. Die Heilsarmee reagierte umgehend darauf, indem sie weitere Zufluchtsstätten für die aus den betroffenen Dörfern geflüchteten Menschen eingerichtet hat.

Aufruf zu Gebet

General André Cox, der Leiter der internationalen Heilsarmee und Kommandeurin Silvia Cox riefen via Twitter und Facebook zu Gebet für das Land und die Menschen auf. „Es bricht uns das Herz mit anzusehen, welches Leid die Gewalt mit sich bringt. Wir sind dankbar, dass die Heilsarmee als ein sicherer Ort der Zuflucht von der Bevölkerung angesehen wird und bitten Salutisten für die kongolesische Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit zu beten. Wir beten, dass der Gott des Friedens ihr Trost und ihre Zuflucht sein wird.“

Mitte März war der seit rund 20 Jahren amtierende Sassou Nguesso wiedergewählt worden. Kurz zuvor hatte er eine Verfassungsänderung angestoßen, die ihm die erneute Kandidatur überhaupt ermöglichte. Bereits im Zusammenhang mit diesem Referendum kam es zu gewaltätigen Auseinandersetzungen.

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